Donnerstag, 19. Januar 2017

Zukunftsblick

Eigentlich war es einer dieser Tage, an die man sich später nicht mehr erinnern würde. Wahrscheinlich würde ich ihn auch irgendwann vergessen, immerhin war nichts besonderes passiert. Dennoch konnte ich die Magie des Tages deutlich spüren. Sie wischte alle Schleier weg und zeigte mir, was ich schon längst wusste, noch deutlicher.
Die wunderbarste Frau der Welt - meine Frau! - stand mit den Füßen bis zu den Knöcheln im Wasser und sah der Sonne beim Untergehen zu. Diese tolle Frau, die so viel für das bisschen Frieden hatte opfern müssen, stand reglos da und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Das lange Kleid, dass sie trug war unter schon fast bis zu den Knien nass, doch das schien sie überhaupt nicht zu stören.
Kurz hatte ich überlegt zu ihr zu gehen, sie einfach fest in die Arme zu schließen und sie nicht mehr los zu lassen. Dann hatte ich aber bemerkt, dass sie sich mit jemandem unterhielt. Da ich niemanden sehen konnte wusste ich genau mit wem sie sprach. Mit ihrem engsten Vertrauten, dem Mann, dem ich es zu verdanken habe, dass sie heute noch hier bei mir ist. Damals habe ich angefangen an Wunder zu glauben. Ich habe es einfach nicht fassen können, dass sie wieder bei mir war - nach all der Zeit, nach all den Jahren.
Und jetzt stand uns das nächste Wunder bevor. Es war so unglaublich und ich konnte es einfach nicht fassen, geschweige denn in Worte fassen. Außerdem hatte ich Angst, wenn ich es Laut ausspreche, dass es dann nicht war wird. Dieses Geschenk war mir einfach viel zu kostbar um es verlieren zu können.
"Hey, du Träumer!", sagte sie, stieß mich an und lächelte mich an. "Worüber denkst du nach?"
"Wie froh ich bin, dass ich dich hab!"
"Uns hast! Du meinst doch wohl, wie froh du bist, dass du uns hast!" Als sie "uns" legt sie meine Hand auf ihren, mittlerweile ziemlich dicken Bauch.
"Ich bin unendlich froh euch zu haben und ich liebe euch." Ich ging in die Hocke, legte auch noch meine zweite Hand auf ihren Bauch und flüsterte: "Aber dich liebe ich noch mehr als die Mama."