Mittwoch, 25. Februar 2015

Willkommen in der Hölle

Entgegen allem, was man so hört, war es in der Hölle nicht heiß, es war nicht einmal warm, sondern kalt. Eiskalt. Es gab kein Leben. Nur noch Kälte und Eis.
Seit er mich hier her gebracht hat ist eine Menge Zeit vergangen. Wie viel genau wusste ich nicht. Es scheint als würde Zeit hier auch überhaupt keine Rolle spielen. Das Einzige was hier zählte war es ihn glücklich zu machen. Denn nur dann würde ich irgendwann wieder gehen dürfen. Und ich wollte gehen, so dringend wollte ich hier weg! Noch nie zuvor wollte ich etwas so sehr, wie verschwinden! Zumindest war es mein einziger Halt, den ich noch hatte um nicht alles zu vergessen. Auch wenn er wollte, dass ich alles vergaß.
In der Ferne hörte ich ein Quitschen und dann ein lautes Knallen.
Er kommt.
Jeder Muskel in meinem Körper verspannte sich vor Angst, was er heute wieder tun würde. Lange würde ich es nicht mehr aushalten, egal, wie gerne ich weggehen wollte, aber mein Körper war schon so ausgelaugt, dass ich nicht wusste, wie lange ich noch hatte.
"Was liegst du da so faul herum?", blaffte er und trat mit voller Wucht nach mir. Leise stöhnte ich auf und bekam dafür gleich noch ein Schlag ins Gesicht. "Willst du jetzt auch noch heul'n?"
Ich unterdrückte jede Regung eines Gefühls, um nicht vielleicht doch noch etwas dummes zu tun oder zu sagen.
"Jetzt steh endlich auf!", brüllte er, weil ich mich nicht bewegte und packte mich in den Haaren und riss mich brutal hinauf. Taumelnd kam ich kurz zum Stehen, bevor meine Knie nachgaben und wieder in den Dreck fiel. Er lachte lauthals auf und spuckte dabei. Es war einfach widerlich - nein, er war widerlich!
"Du hättest bei mir bleiben sollen! Du hättest mich lieben sollen! Bis das der Tod uns Scheidet! Das ist es, was du versprochen hast! Dann stirbt!"
Es folgten zahllose Schläge und Tritte. Ich schrie und wollte, dass er aufhörte, aber er ließ sich davon nicht abhalten. Ganz im Gegenteil, er genoss meine Schreie. Je lauter ich schrie, desto fester schien er zuzuschlagen.
Bald schon verschwamm alles, der Schmerz, sein höhnisches Lachen und die Dunkelheit. Doch plötzlich wurde sie je von Licht unterbrochen und fremde Stimmen drangen zu mir. Allerdings konnte ich nicht verstehen was sie sagten. Ich war müde und ich wollte nur noch schlafen.

Ein leises, monotones Piepsen weckte mich und ich spürte eine merkwürdige, aber angenehme Wärme auf meinem Gesicht und hinter meinen geschlossenen Liedern brannte Licht. Als ich die Augen öffnete mussten diese sich erst an das grelle Licht gewöhnen.
"Ruf Charles!", rief jemand neben mir aufgeregt. Ich kannte die Stimme, da war ich mir sicher, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Endlich hatten sich meine Augen an das Licht gewöhnt, da erkannte ich, wem die Stimme gehörte. Meiner kleinen Schwester!
"Wo bin ich?", fragte ich mit heiserer Stimme und versuchte mich umzusehen. Alles war weiß, die Decke, die Wände, die Bettwäsche und es roch an Putzmittel.
"Du bist im Krankenhaus", antwortete eine männliche, raue Stimme, mein Vater. Er kam zu meinem Krankenbett und setzte sich zu mir und küsste mich unzählige Male auf die Stirn. Ich konnte es kaum glauben! Endlich war ich wieder zu Hause. Durfte meine persönliche Hölle verlassen und noch einmal neu anfangen, dass hatte ich mir so sehr gewünscht.
"Schlaf noch ein bisschen, der Arzt hat gesagt, dass du viel Schlaf und Ruhe brauchst", sagte mein Vater und strich mir sanft über mein Haar. "Ich werde hier bleiben, in Ordnung?"
"Ja", antwortete ich und es dauerte wirklich nicht lange,bis ich wieder eingeschlafen war. Alles in mir brauchte Ruhe, wollte eine Woche durchschlafen.

KLATSCH!
"Hör auf zu Träumen!"