Dienstag, 3. November 2015

Lang, lang ists her...

So nach langer Zeit gibt es mal wieder etwas neues :)


Trüber, grauer Nebel waberte über das Ufer des Sees vor dem ich stand. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie würden schon bald hier sein und ich hatte ihnen das Tor geöffnet. Was hatte ich mir nur gedacht, dass Tor zur Hölle zu öffnen, damit die Welt ins Chaos zu stürzen und sie wahrscheinlich zu zerstören?
Richtig! Ich hatte - wie üblich - nicht gedacht!
Wieder hatte ich gehandelt, nur um sie zu beschützen! Wenn mein Bruder noch leben würde, hätte er mir wohl kräftig den Arsch aufgerissen, doch letzten Endes hätte er mir dennoch den Rücken freigehalten. Schon immer war er der Kopf und ich die Muskeln gewesen. Allerdings hätte er mich gefragt, ernst wie er nun einmal war, ob sie es Wert war, dafür den Weltuntergang herbeizuführen.
Und verdammt ja, sie war all das hier Wert!
Sie war meine Göttin - im wahrsten Sinne des Wortes. Einst hat sie mir mein Leben gerettet und dafür habe ich es ihr geschenkt. Mein Leben war nun an das ihre geknüpft. Selbst wenn ich wollte, konnte ich nicht anders als sie zu beschützen.
"Bitte", flehte ihr Stimme verzweifelt hinter mir und ich brauchte sie nicht einmal ansehen um zu wissen, dass sie Tränen in den Augen hatte. "Das kann nicht die Lösung sein. Bitte, Dante, noch bleibt uns etwas Zeit das Tor wieder zu schließen."
"Sie werden dich töten, wenn ich es wieder verschließe, nein, dass kann ich nicht zulassen!"
"Mein Leben ist ein solches Massaker doch gar nicht Wert, Dante! Schließe sofort das Tor!" Ihre Verzweiflung hatte ihrer Wut platz gemacht und sie hatte wieder diesen erhabenen Ton angeschlagen, den ich so sehr hasste.
"Wenn du willst, dass ich es schließe, dann zwing mich dazu!", knurrte ich wütend. "Befehlt es mir Herrin und ich werde gehorchen."  Wenn es etwas gab, dass sie wirklich hasste, dann dass ich sie förmlich ansprach, wenn ich ihr das Gefühl vermittelte, dass sie mir überlegen war. Auch wenn es der Wahrheit entsprach, denn sie war nun mal eine Göttin und ich war ein einfacher Söldner, vertraute nur mir selbst und seit dem sie da war, vertraute ich auch ihr.
Für einen Moment war es totenstill, dann donnerte ihre göttliche Stimme los: "Dante, ich befehle dir das Tor zur Hölle zu schließen! Sofort!"
Ich konnte ihre göttliche Macht in jeder Faser meines Körpers spüren, konnte nicht anders als mich ihrem Willen zu beugen und das Tor zu schließen. 
Mit beiden Händen umfasste ich den eisigen Griff des Schwertes, dass ich zuvor in den großen Stein gestoßen hatte, um das Tor zu öffnen. Jetzt allerdings zog ich es in einer sauberen, fließenden Bewegen aus dem Stein heraus, wirbelte zu ihr herum und stürzte mich in den dichten Nebel, der uns bereits vollständig umgab...

Keuchend und schweißgebadet fuhr ich aus dem Schlaf. Wieder dieser Traum. Ein Traum, der sich jedes Mal so echt anfühlte, sodass ich immer noch diese gewaltige Macht spüren konnte, die nur von einem Gott oder einer Göttin - meiner Göttin - ausgehen konnte. Langsam schob ich die Beine aus meinem Bett und richtete mich auf. Ich verstand diesen Traum einfach nicht. Jedes Mal war es danach so, als wäre alles in meinem Leben ein Traum und dieser abstruse Traum wäre die Wirklichkeit.

Auf der anderen Seite des Raumes lag mein Bruder in seinem Bett und schlief...